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Contemporary Art of Zimbabwe

Im Dialog mit dem Material 

Zur Arbeit mit dem Stein

Auf die Auswahl ihres Materials, der ‚Steine’, wie sie sagen, legen Bildhauer in Zimbabwe wie viele Bildhauer in aller Welt größten Wert. Bevorzugt werden – trotz großer Auswahl – nur ganz bestimmte Steinbrüche. Hier verbringen sie dann Stunden mit der Vorauswahl geeigneter Felsblöcke. Diese sind teilweise so schwer, dass sie nur noch mit großem technischen Aufwand transportierbar sind. Dennoch sprechen die Bildhauer – wenn sie endlich den richtigen gefunden haben – von ihrem Stein.

Meistens haben die zimbabwischen Bildhauer großen Respekt vor dem rohen und unbearbeiteten Material. Selten sieht ein Künstler in dem Felsblock nur das Material, durch das er seine Ideen verwirklichen will, denn in der Mythologie der Shona ist der Stein wie die restliche Welt beseelt.

Der Stein ist für sie daher ein Subjekt, ein Gegenüber mit Eigenart, mit dem es in Interaktion zu treten gilt.

Häufig sieht ein Künstler die Grundstruktur der Skulptur bereits im unbehauenen Stein angelegt, manchmal liefert ihm der Rohling die Idee. Wenige Künstler arbeiten nach Skizzen oder reißen Grundrisse an. Sie verstehen ihre Arbeit vielmehr als permanente Auseinandersetzung mit dem Stein: Von der Überlegung geleitet, dass die Skulptur bereits im Stein angelegt ist und man sie mit großem handwerklichem Geschick, perfekter künstlerischer Technik und großer Vorsicht nur noch herausholen muss.

Jede Unregelmäßigkeit des Steins, jede Maserung in der Farbe, jeder kleine Riss kann der Skulptur aber auch eine neue Richtung geben. Gelingt es nicht, die ursprüngliche künstlerische Idee dem Stein anzupassen, dann muss eine Pause eingelegt werden. Der Künstler erspürt als erster die Eigenart des Steinst, verliert er diesen Zugang, so muss die Arbeit unterbrochen werden. 

Nachdem der Künstler sich intensiv mit seinem Stein auseinandergesetzt hat, beginnt er diesen mit einem Läuferhammer mit auswechselbaren Spitzen grob zu formen. Erste Feinheiten werden im zweiten Arbeitsgang mit Hammer und verschiedenen Meißeln angelegt. Ist die Form erarbeitet, erhält das Werk mit Raspeln und Feilen den ersten groben Schliff. Zum Polieren der Skulptur in mehreren Schleifgängen wird Schmirgelpapier mit Körnungen von 60 bis 1000 verwendet.

Um Struktur und Farbe des Steins zur Geltung zu bringen, werden die Skulpturen nach dem Schleifen erhitzt und farbloses Wachs aufgetragen. Durch das Wachs kommen Struktur und Farbe des Steines voll zur Geltung – wie bei einem Stein, der im Wasser liegt. Nach dem Erkalten wird alles überflüssige Wachs, das nicht in die Oberfläche der Skulptur eingedrungen ist, mit einem weichen Lappen abpoliert.

Der Einsatz von Maschinen ist eher verpönt. Selbst das mühevolle Polieren wird meist in Handarbeit durchgeführt – oft wird diese Arbeit von Schülern oder Assistenten erledigt.  Sie gehen den etablierten Künstlern nicht nur zur Arbeitserleichterung zur Hand, sondern entwickeln durch die Assistenz ein Formgefühl und erweitern die eigenen Fähigkeiten. 

„Jeder dieser Steine ist bereits eine Skulptur. 

Ich muss nur noch die schmutzigen und überflüssigen Teile entfernen.

LAZARUS TAKAWIRA 

Gesteine: 

Zimbabwe ist ein Land, das mit vielen Gesteinsarten gesegnet ist: Serpentinit (von lat. serpens, „Schlange“), Verdit, Marmor, und natürlich Granit. Die meisten Bildhauer Zimbabwes bevorzugen  Serpentin, der am Rand des „Great Dykes“ gebrochen wird. Der Great Dyke ist ein Gesteinsstrang magmatischen Ursprungs, der sich in auf einer Länge von 540 km durch Zimbabwe zieht.

Serpentinit bezeichnet eine Gesteinsgruppe, die sich durch eine feine Struktur und wenig Risse auszeichnet. Nach der Mohs’schen Härteskala verfügt Serpentin über einen Härtegrad zwischen 2,5 bis 4,0 ähnlich dem Marmor oder Kalkstein (Härtegrad 3) und wird daher seit Jahrhunderten von Bildhauern verwendet. Es gibt ihn  in zahlreichen Farbschattierungen, ein Resultat der eingeschlossenen Mineralien.

Die Bildhauer haben den verschiedenen Serpentienarten eigene Namen gegeben.

Springstone:

 Diese besonders feinkörnige und  härteste Art des Serpentins gibt beim Anschlagen einen hellen, reinen Klang. Wegen seiner Härte wird er von den renommierten Künstlern bevorzugt. Er ist schwarz und wird von einem rötlich, braunen Mantel aus oxydiertem, erzhaltigem Gestein umgeben.

Opalstone:

 ist eine hellgrüne Serpentinart aus der Nähe von Chiwesche. Er ist wegen seiner Festigkeit und Zeichnung beliebt. Er ist weicher als Springstone.

Leopard Stone:

kommt aus der Nyanga Region und hat seinen Namen von seiner schwarzgefleckten, gelblichgrünen Färbung.

Chiwesche Stone:

 ist eine häufig vorkommende dunkelgrüne Serpentinart mit einer weniger feinen Maserung wie beim Opalstone aber von ähnlicher Härte und Festigkeit.

Cobaltstone:

 ist ein schwierig zu bearbeitender Stein. Innerhalb eines Stücks ist er unterschiedlich hart und variiert in den Farben von Braun, Violett bis Weiß.

Sipolilo:

 ist ein harter orange-gelber Serpentin aus dem Guruvegebiet. Er ist schwierig zu verarbeiten, aber eindrucksvoll nach seiner Vollendung.

Fruitstone:

wird seit einigen Jahren gern verwendet.  Wegen seiner reizvollen unterschiedlichen Farbigkeit eignet er sich besonders für stark reduzierte, abstakte Formen. Allerdings ist er schwierig zu verarbeiten, da auch seine Härte variiert.

Lepidolithe:

ist ein harter Stein mit einer intensiven Violettfärbung. Er kommt selten vor und wird nur von wenigen Künstlern verwendet. 

Verdit:  

Ein seltener Halbedelstein, der nur an zwei Fundorten  der Welt abgebaut wird. Der Verdit Zimbabwes ist wegen seiner Härte und Farbschönheit von besonders hoher Qualität. Die Künstler bevorzugen den leuchtend grünen Verdit.

Kalkstein: 

Ein harter, schöner Kalkstein wird nahe Harare gefunden. Er ist bei Boira Mteki und Nicolas Mukomberanwa beliebt.

Marmor: 

Es existieren umfangreiche Vorkommen in Zimbabwe, die bisher jedoch selten genutzt werden.